Kinderkrankheiten
Leben mit rheumatoider Arthritis

Ruhe und Bewegung
Sowohl Ruhe als auch Bewegung leisten einen wichtigen Beitrag. Bei Menschen mit rheumatoider Arthritis muss das Verhältnis zwischen Ruhe und Bewegung ausgeglichen sein. In den aktiven Phasen der Erkrankung ist mehr Ruhe nötig; während Remissionendagegen mehr Bewegung. Ruhe hilft, die Gelenkentzündung und die Schmerzen zu verringern und der Müdigkeit entgegenzuwirken. Die Länge der Ruhezeiten ist individuell unterschiedlich, aber im Allgemeinen sind kürzere Ruhepausen zwischendurch besser als längere Bettruhe.
Bewegung dagegen ist wichtig, damit die Muskulatur gesund und stark bleibt und die Gelenke beweglich und flexibel. Bewegung kann auch einen guten Schlaf fördern, zur Schmerzlinderung beitragen und eine positive Lebenseinstellung bewahren. Gewichtreduktion und Bewegungsprogramme sollten so geplant und durchgeführt werden, dass den körperlichen Fähigkeiten, Grenzen und sich verändernden Bedürfnissen Rechnung getragen wird.
Medikamente zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis

Dank einer Infusionstherapie geht es der junge Rheumapatientin Merve inzwischen besser. Sie ist beim Spezialisten Hans-Iko Huppertz in Bremen in Behandlung. (Quelle: Ingo Wagner/dpa)
Die meisten Menschen mit rheumatoider Arthritis nehmen Medikamente. Manche Medikamente dienen nur der Schmerzlinderung, andere werden zur Entzündungshemmung eingesetzt. Wieder andere – oft als Basistherapeutika oderDMARD (disease-modifying antirheumatic drugs) bezeichnet – werden dazu verwendet, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
Allgemeinzustand, aktuelle und voraussichtliche Schwere der Erkrankung, Einnahmedauer, Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen eines Medikaments sind wichtige Gesichtspunkte bei der Verordnung. In der Tabelle „Häufig verschriebene Medikamente“ sind bei rheumatoider Arthritis derzeit bewährte Wirkstoffe aufgelistet.
Traditionell wurde bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis so vorgegangen, dass die Ärzte zunächst Acetylsalicylsäure oder ähnliche Medikamente, Ruhe und Physiotherapie verordneten, während stärkere Medikamente erst später verschrieben wurden, wenn sich die Erkrankung verschlimmert hatte.
In jüngster Zeit gehen viele Ärzte insbesondere bei Patienten mit schwerer, schnell fortschreitender rheumatoider Arthritis anders vor. Diese Änderung beruht auf der Annahme, dass eine frühzeitige Behandlung mit stärkeren Medikamenten und die Verwendung von Arzneikombinationen anstelle von einzelnen Medikamenten wirksamer sein könnte, um das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten und Gelenkschädigungen zu verringern oder zu verhüten.
Entwicklung und Verlauf der rheumatoiden Arthritis in den Gelenken
Die Knochen eines normalen Gelenkes sind von einer schützenden und stützenden Gelenkkapsel umgeben (siehe Abbildung „gesundes Gelenk“).
Die Enden der beiden Knochen sind durch Knorpel bedeckt und gepolstert. Die Gelenkkapsel ist mit Gewebe ausgekleidet, das als Gelenkinnenhaut oder -schleimhaut (Synovialis) bezeichnet wird und Gelenkflüssigkeit bildet. Diese klare Flüssigkeit befeuchtet und ernährt den Gelenkknorpel und die angrenzenden Knochen in der Gelenkkapsel.Skizze: Gesundes Gelenk
Bei der rheumatoiden Arthritis greift das körpereigene Immunsystem aus unbekannten Gründen das körpereigene Gewebe an. Weiße Blutkörperchen, die Teil des normalen Immunsystems sind, wandern zur Synovialis und verursachen eine Reaktion. Diese entzündliche Abwehrreaktion wird Synovitisgenannt und führt zu Überwärmung, Rötung,Schwellung und Schmerzen, die typischeSymptome der rheumatoiden Arthritis sind.
Während des Entzündungsprozesses wachsen und teilen sich die Zellen der Gelenkinnenhaut krankhaft, so dass sich die normalerweise dünne Gelenkhaut verdickt und das Gelenk sich angeschwollen anfühlt (siehe Abbildung „Gelenk mit rheumatoider Arthritis“).Skizze: Rheumatoides Gelenk
Im weiteren Verlauf der rheumatoiden Arthritis beginnen diese krankhaften Synovialzellen in den Gelenkknorpel und die angrenzenden Knochen einzudringen und diese zu zerstören. Die Muskeln, Bänder und Sehnen, die das Gelenk stützen und stabilisieren, werden durch die chronische Entzündungsreaktion geschwächt und können nicht mehr normal funktionieren. Alle diese Veränderungen führen zu den Schmerzen und Deformierungen, die bei der rheumatoiden Arthritis häufig beobachtet werden.
Die Ärzte, die die rheumatoide Arthritis erforschen, sind heute der Ansicht, dass die Schädigung der Knochen in den ersten ein oder zwei Jahren der Erkrankung beginnt. Dies ist einer der Gründe dafür, warumFrüherkennung und frühzeitige Behandlungim Umgang mit der rheumatoiden Arthritis so wichtig sind.
„KINDERRHEUMA? JA, DAS GIBT’S.“
„KINDERRHEUMA? JA, DAS GIBT’S.“
Kinderkrankheiten Infostand :
Es gibt verschiedene klinische Erscheinungsbilder der rheumatischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter – Rheuma ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Die eigentlichen Ursachen dieser Erkrankungen sind vielfach bislang noch unbekannt.
Wir bieten Ihnen hier die vollständige Diagnostik und Beratung bei rheumatischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter an. Wesentliche Fragen möchten wir versuchen gemeinsam mit Ihnen zu beantworten, so unter anderem Fragen nach dem Verlauf, der Integration in den Alltag, so dass die Familie und das Kind ein möglichst normales Leben führen können sowie Fragen nach weiteren, sinnvollen, komplementärmedizinischen Therapieansätzen neben dem therapeutischen Spektrum der naturwissenschaftlichen Medizin.
Unser wichtigstes Ziel es ist, dass Ihr Kind möglichst ungestört und unbeeinträchtigt aufwachsen kann, dass die Lebensqualität der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen erhalten bleibt und sie in ihrer Selbständigkeit gefördert werden. Wir sind sehr darum bemüht, bleibende Gelenk- und Organschäden sowie Komplikationen im Rahmen der rheumatischen Erkrankung zu verhindern und die Grundkrankheit möglichst zu heilen.
- Akute und chronisch-entzündliche Gelenkerkrankungen (infektassoziierte Arthritis, Borreliose, juvenile idiopathische Arthritis)
- Kollagenosen (z.B. systemischer Lupus erythematodes, juvenile Dermatomyositis, Mischkollagenosen) und Entzündung der Blutgefäße (Vaskulitis)
- Periodische Fiebersyndrome als seltene Erkrankungen
- Schmerzsyndrome
- Unklare Beschwerden des Bewegungsapparates, z.B. Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen der Gelenke oder im Bereich von Muskeln, Sehnen oder anderen Weichteilstrukturen.
Wir untersuchen und beraten Kinder und Jugendliche bzw. deren Eltern bei allen unklaren Beschwerden der Gelenke und des Bewegungsapparates im Sinne der Erstdiagnose. Gerne sind wir bereit, eine „zweite Meinung“ für Sie zu erstellen, um diagnostische oder therapeutische Fragen näher zu klären.
Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie
Rheuma auch bei Kindern
Das entzündliche Rheuma befällt am häufigsten die Gelenke. Typische Symptome sind Morgensteifigkeit, gleichzeitiger Befall desselben Gelenkbereiches an beiden Körperhälften, Druckschmerzempfindlichkeit, Veränderungen am Skelett und die sogenannten „Rheumaknoten“.
Unter rheumatoider Arthritis leidet etwa ein Prozent der Deutschen, Frauen dreimal häufiger als Männer. Da meist mehrere Gelenke von der Entzündung betroffen sind, wird die rheumatoide Arthritis auch als chronische Polyarthritis (griechisch: poly, viel; Arthritis, Gelenksentzündung) bezeichnet. Sie beginnt häufig in den Finger-, Hand- und Fußgelenken und breitet sich dann auf andere Gelenke wie Knie und Schultern aus.
Hier kommt es zu immer wiederkehrenden oder ständig bestehenden Entzündungen. Diese führen mit der Zeit zu einer immer stärkeren Zerstörung der Gelenke bis hin zu Gelenksverformungen. Die meisten Menschen erkranken zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Grundsätzlich kann die Arthritis aber in jedem Lebensalter auftreten, sogar schon bei Kindern. In Deutschland sind rund 50.0000 Kinder von Rheuma betroffen. Wie und warum eine rheumatoide Arthritis entsteht, ist noch immer nicht endgültig geklärt.
Klinik für Kinder- und JugendrheumatologieDeutsche Kinderrheuma-StiftungRheuma hat für die betroffenen Kinder und ihre Familien weitreichende Konsequenzen. Die Krankheit bestimmt den Tagesablauf und die Lebensplanung. Sie bedeutet eine hohe psychische Belastung für die gesamte Familie. Hinzu kommt oftmals das Unverständnis der Umwelt, die Rheuma nur mit älteren Menschen in Verbindung bringt. Um die Situation der rheumakranken Kinder und Jugendlichen zu verbessern, wurde die Deutsche Kinderrheuma-Stiftung im Jahr 1999 ins Leben gerufen. Die Deutsche Kinderrheuma-Stiftung setzt sich bundesweit für Aufklärung, Forschung und Therapie dieser schmerzhaften Krankheit ein. Sie unterstützt wissenschaftliche Arbeiten zur Erforschung der Krankheit und fördert viele therapeutische Möglichkeiten zur Behandlung der erkrankten Kinder und Jugendlichen. Zudem steht sie den Betroffenen mit vielen kleinen Direkthilfen und Trostpflastern bei, wie z.B. Rollern mit Sitzhilfen, speziellen Schulrucksäcken und Auszeiten auf einem Bauernhof nach langen Therapiezeiten.Ambulanz: Abklärung von entzündlichen Gelenkerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen (z.B. Kollagenosen) auf Überweisung von niedergelassenen Kollegen, Abklärung von Schmerzen/Schwellungen des Bewegungsapparates.Station: Interdisziplinäre Station für Kinder und Jugendliche mit insgesamt 43 Betten. Wir sind auf die Betreuung chronisch kranker Kinder und Jugendlicher spezialisiert und leisten diese mit einem interdisziplinären Betreuungsteam. Die Möglichkeit der Elternunterbringung besteht. Kinder und Jugendliche, die stationär im St. Josef-Stift bleiben, werden in unsererKrankenhausschule unterrichtet und hinsichtlich ihrer beruflichen Eingliederung krankheitsspezifisch gefördert.Informationen zur Klinik: Seit 1989 besteht unter der Leitung von Dr. G. Ganser die Klinik für Kinder- und Jugendrheumatologie. Sie gehört bundesweit zu den Schwerpunkt-Zentren, die Kinder und Jugendliche mit rheumatischen Erkrankungen umfassend behandeln und betreuen. Aktuell verfügt die Klinik über 43 pädiatrisch rheumatologische Betten. Eine große Zahl von Patienten aus einem überregionalen Einzugsgebiet werden ferner ambulant betreut. Zur differentialdiagnostischen Einordnung von Gelenkschmerzen und Entzündungen bei Kindern und Jugendlichen sowie zur Beurteilung der inneren Organbeteiligung verfügt das Krankenhaus über umfangreiche diagnostische Möglichkeiten. Die rheumatischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen können sehr unterschiedlich verlaufen und sich nur in speziellen Altersgruppen zeigen. Effektive Behandlungen stützen sich auf medikamentöse und physikalische Therapie-Regime. Sie orientieren sich an der individuellen Verlaufsform der rheumatischen Erkrankung unter Berücksichtigung der altersabhängigen „Besonderheiten“. In der Therapie legen wir großen Wert auf physikalische Maßnahmen wie Kältebehandlung, Krankengymnastik, Ergotherapie sowie Elternanleitung zur Fortführung der Übungsbehandlung zu Hause. Kindgerechte orthopädische Hilfsmittel werden in der hauseigenen orthopädischen Werkstatt oder ergotherapeutischen Abteilung individuell hergestellt. Sie korrigieren rheumatisch bedingte Wachstumsstörungen und Fehlentwicklungen. Ein psychosoziales Team, bestehend aus Ärzten, Pflegenden, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Lehrern und Erziehern, unterstützt, fördert und berät die jungen Patienten und Eltern umfassend. Kontakte zu Beratungsstellen, Reha-Einrichtungen und Selbsthilfegruppen werden hergestellt. Wichtige Ansprechpartner sind darüber hinaus die Selbsthilfeorganisationen wie derElternverein zur Unterstützung rheumatisch erkrankter Kinder und deren Eltern e.V., (E-Mail: info@kinderrheuma.com ), der Gesprächskreise organisiert und Seminare durchführt. Die Klinik übernimmt somit eine umfassende, medizinische und psychosoziale Betreuung. Die gute Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen des Hauses ermöglicht die fachgerechte Behandlung orthopädischer Begleitprobleme sowie eine enge Kooperation beim Übergang ins Erwachsenenalter. |

